Was Google Werbekunden wert sind

Wir wissen es alle. Und jede Pressekonferenz zum Quartalsergebnis führt es uns wieder vor Augen: Werbung ist das Brot- und Buttergeschäft von Google. Nicht mit einer Suchmaschine wird man reich, auch nicht mit einem sozialen Netzwerk oder Tabellenkalkulation oder Emaildiensten oder, oder, oder. Mit Werbung macht man Geld, die heißgeliebten Services, die ich vorher aufgezählt habe und zu denen sich noch so viele andere gesellen, sind nur das Mittel, um die Werbung an den Mann zu bringen. Besser noch, der Kunde kommt ganz von alleine, solange man ihm die Services kostenlos vor die Füße wirft. Der Kunde holt sich die Werbung quasi selber ab.

Und da verwundert es auch nicht, dass man nie mit Google Mitarbeitern direkt in Berührung kommt. Während andere Unternehmen Werbefiguren erfinden, damit Marcel D’Avis z.B. jedem aktuellen und zukünftigen 1&1 Kunden alle Fragen beantworten kann, herrscht beim Internetgiganten das Motto vor, jeder Kunde nimmt sich einfach soviel er tragen kann.

Werbetreibende investieren dort, wo sie ihre Kunden vermeindlich erreichen

Dass jeder einzelne Kunde mit der Aufgabe seiner Privatsphäre bezahlt, ist hinlänglich bekannt. Die Aktualisierung der Datenschutzerklärung, die die Zusammenführung der Profildaten aller Google Services ermöglicht, ist nur eines der Beispiele. Jahrelang konnte man sich an die Google Services gewöhnen. Erst hat man die Suchmaschine so ausgiebig genutzt, dass sich das Wort „googeln“ im deutschen Sprachgebrauch synonym für „suchen im Internet“ etabliert hat. Mit jeder Suchanfrage erfährt der US-Konzern damit, welche Themen gerade „heiß“ sind. Sofern der Suchende eingeloggt ist, lässt sich über die Zeit ein lückenloses Webprotokoll bzw. Interessenprofil erstellen. Es folgten Maps, Youtube, GMail und Google+. In Summe weiß Google, wo sich bevorzugte Restaurants und Hotels befinden, welche Musik oder Videos man toll findet, welchen Leuten man Emails schreibt und dank des sozialen Netzwerks auch Geschlecht, Alter und Wohnort.

Das Problem aber bleibt: Wissen macht die Kuh nicht fett, harte Währung kann man nur verdienen, wenn man dieses Wissen ausnutzt und Werbung schaltet. Das Wissen über den Nutzer dient allein dazu, Werbetreibenden das glaubwürdige Versprechen geben zu können, dass die eigene Anzeige genau den Nutzer erreicht, der das Beworbene zu kaufen bereit ist. Und dafür kassiert Google.

Jedes werbetreibende Schäfchen ins Trockene bringen

Damit die Geldquelle nicht versiegt, kümmert man sich um jeden einzelnen Werbetreibenden. Das erfährt man am einfachsten, wenn man sich bei Google Adwords anmeldet und nach der Registrierung nicht sofort eine Werbekampagne schaltet. Das ist mir eher zufällig widerfahren. In einer Computerzeitschrift prangte Anfang des Jahres ein 75 Euro Gutschein für Onlinewerbung. Das konnte ich mir als Betreiber eigener Webseiten nicht entgehen lassen. Letztlich hielt mich aber meine eigene Faulheit und die Tatsache von meiner ersten Kampagne ab, dass ich mir bis zum Ende nicht sicher war, wo ich meinen Gutscheincode hätte eingeben müssen.

So bleibt mein Konto bislang unbenutzt. Das will Google offenbar aber nicht hinnehmen. Schon einige Tage nach meiner Adwords Registrierung bekam ich per Mail die erste Erinnerung: Online-Werbung ist jetzt noch einfacher und schneller. Um meine Motivation für einen erneuten Anlauf zu steigern, lag der Mail ein 50 Euro Gutschein bei.

Zu einem persönlichen Gespräch eingeladen wurde ich nach zwei weiteren Tagen resoluten Schweigens. Eine nett klingende Mitarbeiterin eines Dienstleistungsunternehmens, das für Google tätig ist, möchte sich telefonisch mit mir unterhalten. Sie ist Adwords Spezialistin und möchte mir bei meinen ersten Schritten helfen, Google mit zu finanzieren…

Update: sich selber nicht so wichtig nehmen

Nachdem ich von dem Angebot eines Telefongesprächs auch keinen Gebrauch gemacht habe, scheint Google mitsamt Dienstleistern vorerst das Interesse an mir verloren zu haben. So wichtig scheine ich für die Bilanz des Internetriesen doch nicht zu sein. Stattdessen meldet sich aber höflich der Personalchef der nett klingenden Dienstleistermitarbeiterin mit der Bitte, ihren Namen aus meinem Blog zu entfernen. Zwei Dinge dazu: 1. ich wollte mit diesem Blogpost niemanden diffamieren oder anprangern. Und 2. scheinbar gibt es doch Leute, die mein Blog lesen. Vielleicht lohnt es sich doch, hier Werbung zu schalten.